Montag, 29. August 2011

Irish Dreams

Ich muss gestehen, dass ich geschluckt habe, als ich den Titel der Blogparade von Gaelnet sah.
Den Lieblingsort IN Irland. Unmöglich. Irland an sich ist der Lieblingsort. Fertig. Etwas mager in der informativen Ausbeute vielleicht, aber so ist es nun mal – wer doofe Fragen stellt, kriegt doofe Antworten.
Warum das so ist mit dem Lieblingsort? Weil man Bilder dieser Art



auf der Insel oft und an vielen Orten aufnehmen kann – und weil ich dabei immer ein Gefühl im Bauch habe von „Zuhause-Sein!“ Diese Mischung aus Geborgenheit und Bedrohung durch den Himmel, das plötzlich auftauchende Geheimnisvolle in der Wirklichkeit, diese seltsame Kombination aus Vergangeheit und Gegenwart, die wie durch einen Schleier voneinander getrennt zu sein, sich dabei aber doch sehr nah scheinen.....

Nach meinem ersten Überheblichkeitsanfall bin ich noch mal in mich gegangen und habe mir überlegt, dass die Frage nach dem Lieblingsort vielleicht doch nicht SO doof ist und ich ein wenig Abbitte leisten sollte, was den Veranstalter der Blogparade angeht (tue ich hiermit – und sehe, dass er mein Problem versteht!).
Immerhin gab und gibt es hoffentlich noch Orte auf der Insel, die dieses Gefühl etwas MEHR hervorrufen.
Also bin ich weiter in mich gegangen….

Habe erst mal alle möglichen Orte mit protestantischem Hintergrund aus der mentalen Irlandkarte gestrichen. Das hat jetzt nichts mit Intoleranz zu tun, sondern mit meinem eigenen Wohlfühleffekt als Atheistin (o.ä.), die sich wenn, dann doch der Basiskirche in Irland eher verbunden fühlt, am ehesten aber dem keltischen Ursprung, dem Numinosen, der Natur.

Also:

Trinity-College (trotz herrlicher Gästesuite, Bram Stoker und Book of Kells): adieu!
Nordirland: Farewell!
Oxford – ach nein, das war die andere Insel….

Bleibt noch genug übrig, um mir das Leben schwer zu machen, wenn es um eine Entscheidung geht.

-         War es Kirwan House Hostel, Marystreet 3 in Wexford (Town), in dem ich meinen Freund und Straßenmusiker Pete – "The Busker" – Francis kennenlernte, der seit 2006 wie vom Erdboden verschluckt ist? 
      Es steht zum Verkauf….wenn ich meine Million bekäme, wäre das wohl eine meiner Traumanlagen….

-         War es Clifden, wo ich mit M.S. im Sturm auf die Anhöhe gelaufen bin, nachdem wir am Abend vorher zig Guinness-Dosen im Hafenbecken getrunken, uns dann Kelp-Haare und Muschelaugen aufgesetzt haben und uns beömmelt haben wie kleine Kinder, ehe wir im Pub weiter tranken?
-         Oder war es das Meer zwischen Galway und den Arans, das mir um die Ohren peitschte, mir das Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit gab, das Gefühl, ein Teil des Jetzt zu sein und doch gleichzeitig im Nichts der Vergangenheit und der Zukunft zu verschwinden…..

Ich glaube, wenn ich darüber nachdenke, war wirklich einer der schönsten Orte, den ich mit einem der beeindruckendsten und lustigsten Menschen, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte, nämlich dem Stauffi aus der Schweiz, besucht habe, WATERVILLE.
Das ist ein Ort genau in der Mitte des Ring of Kerry, durch den man üblicherweise, von Kilarney aus beginnend, einfach nur durchfährt, auch wenn sich der Ort als Zentrum des Rings selbst darstellt. Nungut, mag sein, dass er das in den letzten zehn Jahren auch wurde – damals war das maßlos übertrieben.
Wir hatten uns entschieden, einen Deal mit dem Busfahrer auszuhandeln, dass er uns auf der Hälfte raus lässt und sein Kollege uns am anderen Tag wieder mitnimmt. Wider Erwarten klappte es. War alles nicht so GANZ einfach, weil – ich erwähnte ja, dass Waterville eher klein ist – niemand so recht wusste, was wir da wollen könnten.
Drogenschmuggel? Heimliche Liebschaften ausleben? Burn-out kurieren?
Am Strand entlang, begleitet von Dorfhunden, denen wir die Namen „Stinky“ und „Pee“ gaben, weil der eine immer flatulierte, der andere immer pullerte, wir haben uns schier kaputt gelacht über diese zwei durchgeknallten Hunde, die zu unserer Sammlung eines „weinenden Mäuerchens“,  des „gefährlichen Kästchens“ und des „wütenden Widders“ gehörten……unsere Phantasie war beflügelt, fast jeden Tag erfanden wir verrückte Geschichten zu den Dingen, die wir in unserer Umgebung bemerkten.
Den Blick auf die weit entfernten Skelligs gerichtet, den Traum im Kopf, das verlassene „Pete’s Hostel“ an der Mainstreet irgendwann, wenn wir mal „groß“ sind, zu übernehmen…. Und was wir uns vorgestellt haben – wie wir dann abends mit vielen jungen, gut gelaunten Leuten Gitarre spielend im Sonnenuntergang vor dem Haus sitzen, der Brandung lauschen…. Frei sind.
Ich glaube, wir waren glücklich – und allein deswegen schon war Waterville der schönste Ort der ganzen Welt.
Mit seinem See auf der anderen Seite der Hauptstraße, die wie die einzige Straße des Ortes wirkt, dem dahinter sich erhebenden Berg, habe ich mich gefühlt wie…zwischen den Welten. Bis abends im „Lobster“ beim Soccer und Guinness wieder das andere Irland da war, mit Draught, damals noch Zigaretten – und viel guter Laune. Besinnungslos, wunderschön, dieses irre Land Seamus Heanys....
Danke, Stauffi, für die wunderbaren Wochen und Momente!

Broagh (by S. Heaney)


Riverbank, the long rigs

ending in broad docken

and a canopied pad

down to the ford

The garden mould

bruised easily, the shower

gathering in your heelmark

was the black O


in Broagh,

its low tattoo

among the windy boortrees

and rhubarb-blades


ended almost

suddenly, like the last

gh the strangers found

difficult to manage.


Zuguterletzt aber noch die Frage, was dieser Blogeintrag nun mit dem Thema Geld zu tun hat – und die Frage ist berechtigt, immerhin wollte ich mich ja wenigstens bemühen, alles, was ich von mir gebe, dem Oberthema zu widmen.
SEHR, sehr viel, um genau zu sein. Denn diese Irlandreise hat mich letztlich kaum etwas gekostet, weil ich eine Basisunterkunft im oben angeführten Kirwan House hatte, wo ich umsonst wohnen durfte. Dafür habe immer an den Tagen, an denen ich da war und nicht um die Insel reiste, mit angepackt – die Küche sauber gemacht, Nachtschicht geschoben und Entertainment für Butch – als Hostelbesitzer gut portraitiert in „Mit dem Kühlschrank durch Irland“ – und seine Gäste gemacht. Zum Beispiel für Miss Alice Birmingham, 80 Jahre alt, die in ein Haus voller junger Leute zog - mit Tochter und Enkelin im Urlaub, Udi aus Israel, der das erste Mal das Krisengebiet im Nahen Osten verlassen hat, ehe er seinen Militärdienst antrat, oder Eve aus Belgien….. oder eben…hach, das wird alles zu viel.
Wenn ich jemals eine Million voll kriege, kaufe ich Kirwan House, der Beschluss ist eben gefallen .....

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Und gerade heute, zu diesem Thema, bekomme ich einen Euro von G.Knupfer.... schon ein bißchen verrückt ;-) danke....

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