Samstag, 25. Juni 2011

Eine Woche ist um -

Ich bin krank und es geht mir nicht gut. Ein Sachverhalt, der sich auch nicht ändern ließe, wenn ich eine Million Euro auf dem Konto hätte. Ein Sachverhalt, der mich erneut zum Nachdenken bringt. Was soll ich denn eigentlich mit dem Geld? Gibt es nicht Dinge, die viel wichtiger und viel wertvoller sind - und die nicht käuflich zu erwerben sind? Ah, nicht so viele rhetorische Fragen stellen….. mir fiele sicher was ein, was ich mit einer Million Euro so machen könnte. Aber es stellt sich mir dann doch die Frage, ob man noch so achtsam wäre wie jetzt, wenn es anderes gibt, das scheinbar "wichtiger" ist. Jetzt rede ich mich wieder um Kopf und Kragen, denn eigentlich hätte ich doch gerne den einen Euro von meiner aktuellen Leserschaft. Welche Leserschaft? Meine "Werbung" muss dringend besser werden *notier*.
Heute lasse ich andere zu Wort kommen, um genau zu sein, lasse ich die Weisheit der Hopi durch Frederik Hetmann sprechen (der viele Märchen-, Mythen- und Sagensammlungen nicht nur herausgegeben, sondern auch mit geistreichen und anregenden Vorworten versehen hat).

Geräusch der Grille – Geräusch des Geldes
Eines Tages verließ ein Indianer das Reservat und besuchte einen weißen Mann, mit dem er befreundet war. Die beiden Männer gingen die Straße entlang, als plötzlich der Indianer seinem Freund auf die Schulter tippte und ruhig sagte: „Bleib einmal stehen. Hörst du auch, was ich höre?“
Der weiße Freund des roten Mannes horchte, lächelte und sagte dann: „Alles, was ich höre, ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse. Und dann freilich auch die Stimmen und die Schritte der vielen Menschen. Was hörst du denn?“
„Ich höre ganz in der Nähe eine Grille zirpen“, antwortete der Indianer. Wieder horchte der weiße Mann. Er schüttelte den Kopf.
„Du musst dich täuschen“, meinte er dann, „hier gibt es keine Grillen. Und selbst wenn es hier irgendwo eine Grille gäbe, würde man doch ihr Zirpen bei dem Lärm, den die Autos machen, nicht hören.“ Der Indianer ging ein paar Schritte. Vor einer Hauswand blieb er stehen. Wilder Wein rankte an der Mauer. Er schob die Blätter auseinander und da – sehr zum Erstaunen des weißen Mannes – saß tatsächlich eine Grille, die laut zirpte. Nun, da der weiße Mann die Grille sehen konnte, fiel auch ihm das Geräusch auf, das sie von sich gab.
Als sie weitergegangen waren, sagte der Weiße nach einer Weile zu seinem Freund, dem Indianer: „Natürlich hast du die Grille hören können. Dein Gehör ist eben besser geschult als meines. Indianer können besser hören als Weiße.“
Der Indianer lächelte, schüttelte den Kopf und erwiderte: „Da täuschst du dich, mein
Freund. Das Gehör eines Indianers ist nicht besser und nicht schlechter als das eines weißen Mannes. Pass auf, ich will es dir beweisen!“ Er griff in die Tasche, holte ein 50-Cent-Stück hervor und warf es auf das Pflaster. Es klimperte auf dem Asphalt, und Leute, die mehrere Meter von dem weißen und dem roten Mann entfernt gingen, wurden auf das Geräusch aufmerksam und sahen sich um. Endlich hob einer das Geldstück auf, steckte es ein und ging seines Weges.
„Siehst du“, sagte der Indianer zu seinem Freund, „das Geräusch, das das 50-Cent-Stück gemacht hat, war nicht lauter als das der Grille, und doch hörten es viele der weißen Männer und drehten sich danach um, während das Geräusch der Grille niemand hörte außer mir. Der Grund dafür liegt nicht darin, dass das Gehör der Indianer besser ist. Der Grund liegt darin, dass wir alle stets das gut hören, worauf wir zu achten gewohnt sind.“
Frederik Hetmann
(Aus: Siegfried Buck u. a.: Funkelsteine 3 – neu, Lesebuch für die 3. Schulstufe, E. DORNER)



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